Im Umsetzungspiloten 9 wird untersucht, welchen Beitrag die kommunale Kläranlage zum übergeordneten Ziel einer „angepassten Mischentwässerung ohne Mischwasserabschläge“ leisten kann. Ziel ist es die Mischwasserkapazität der Kläranlage dynamisch zu bewerten, durch angepasste Betriebsstrategien im Mischwasserfall zu maximieren und so im Mischwasserfall die gesamte Mischwasserkapazität der Kläranlage auszunutzen. Untersuchungsobjekt ist die Kläranlage Hildesheim mit 240.000 EW, die von der Stadtentwässerung Hildesheim AöR betrieben wird.

Um die Auswirkungen und das Verhalten der Kläranlage bei Mischwasserzufluss genauer untersuchen zu können, wird die Kläranlage Hildesheim mit neuen in- und online Messungen ausgestattet. Dazu gehören neue TS-Messungen in den Belebungsbecken 3 und 4 sowie Schlammspiegel- und Ammoniummessungen in den Nachklärbecken 3 und 4. Die neuen Messungen sollen außerdem die großtechnischen Versuche zum Bypass der Belebung unterstützen, die auf der Kläranlage ab September 2020 durchgeführt werden.

Für die großtechnischen Versuche wird eine provisorische Bypass-Leitung (fliegende Leitung) umgesetzt, über die ein Teil des Mischwasser um das Belebungsbecken 3 herum direkt in das Nachklärbecken 3 eingeleitet werden kann. Dabei wird untersucht inwiefern diese Betriebsweise einen Einfluss auf die Leistung des Nachklärbeckens und die Ablaufwerte hat. Auf diese Weise wird ermittelt, wie hoch die Kapazitäten bezüglich der Annahme zusätzlichen Mischwassers ist.

Da im Mischwasserfall vor allem die Abscheideleistung des Nachklärbeckens bei erhöhter hydraulischer Belastung ein limitierender Faktor ist, erfolgt weiterhin eine Untersuchung des Absetzverhaltens unterschiedlicher Schlämme in labortechnischen Versuchen. Erste Vorversuche dazu haben bereits im Technikum der KA Herrenhausen (Hannover stattgefunden). Die Versuche sollen Aufschluss darüber geben, welches Absetzverhalten unterschiedliche Schlämme haben und über welche Parameter dieses am besten charakterisiert werden kann.

Als übergeordnetes Ziel besteht weiterhin die Entwicklung eines angepassten Regelungskonzepts für die Kläranlage im Mischwasserfall, welches idealerweise auch eine integrierte Bewirtschaftung mit dem Kanalnetz ermöglicht.